Trade Republic bald echte Bank
Mein Lieblingsbroker Trade Republic hat gestern angekündigt, in Zukunft auch Girokonten anbieten zu wollen und damit vom reinen Broker zur „echten“ Bank werden zu wollen.
Statt einer Sammel-IBAN für viele Kund*innen bekommt jede*r in Zukunft eine eigene IBAN. 🎉
Das bedeutet auch, dass Überweisung auch von Dritten angenommen werden. Das Gehalt vom Arbeitgeber, die Auszahlung von Shoop- oder PayPal-Guthaben oder ein Geldgeschenk der eigenen Eltern können zukünftig dann also direkt auf das Trade Republic Konto eingezahlt werden.
Trade Republic wird Bank
Nach den letzten Entwicklungen beim Neobroker kommt diese Ankündigung nicht wirklich überraschend. Neben dem reinen Depot gab es in den letzten Monaten ja schon
- Guthabenverzinsung der Verrechnungskontos (anfänglich 2%, seit einiger Zeit 4%),
- Kreditkarte physisch oder virtuell mit…
- … Aufrundungsfunktion und Cashback,
- eine veränderte Darstellung von Ein- und Auszahlung mit automatischer Klassifizierung der Kreditkarten-Ausgaben.
All das hat schon darauf hingedeutet, dass Trade Republic in Zukunft mehr anbieten will, als nur ein reines Depot.
Ich finde das strategisch auch irgendwie nachvollziehbar. Ich kann mir vorstellen, dass in vielen europäischen Ländern der Zugang zu Kund*innen mit einem attraktiven Bankangebot einfacher ist, als wenn man nur ein Depot bietet.
Und das Angebot von Trade Republic ist ja auch wirklich sehr attraktiv:
- kostenfreies Depot
- Ordergebühren weiterhin nur 1€ pro Trade
- ETFs von allen großen Emittenten
43% Zinsen auf jegliches Guthaben (ohne zeitliche Begrenzung)- kostenfreie Visa Debit mit 1% Cashback
Das sind Konditionen, mit denen es keine klassische (Direkt-)Bank aufnehmen kann und selbst die sonst so beliebte Neobank N26 kann da nicht mithalten.
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Meine Empfehlung für Einsteiger: Trade Republic
- Depotführung & Sparpläne kostenlos
- 1€ Pauschale für Käufe und Verkäufe
- Guthabenverzinsung: aktuell 3,25% p.a.
- 1% Cashback auf Zahlung mit der VISA Debitcard
Ich finde das so attraktiv, dass ich ehrlicherweise schon darüber nachdenke, meiner aktuellen Bank – der comdirect/Commerzbank – den Rücken zu kehren.
Strategisches Risiko
Und dennoch bleiben aus meiner Sicht auch strategische Risiken:
- Trade Republic verwässert den Kern des eigenen Angebots.
Aus dem schnellen, unkomplizierten Broker wird eine Bank, die erst noch beweisen muss, dass sie das genauso gut kann. - Kann die Gebührenstruktur aufrecht erhalten bleiben?
Hinter Trade Republic stehen eine Reihe von Investoren mit vermutlich eigenen Renditeerwartungen. Eine Bank braucht andere Prozesse, hat andere Risiken. Kann Trade Republic das mit der aktuellen Gebührenstruktur sicherstellen? Oder ist der „1€ pro Trade“ bald Geschichte? - Kunden haben andere Erwartungen an eine Bank.
Bislang war der Kundenservice eher durchwachsen. Manche meiner Tickets wurden gar nicht beantwortet, telefonisch ist Trade Republic nicht zu erreichen, die App ist zwar schick aber an vielen Stellen doch noch rudimentär.
Ich bin der festen Überzeugung, dass auch das klassische Bankensektor einen weiteren Disruptor wie N26 gut gebrauchen kann. Aber kann Trade Republic das leisten?
Fluch oder Segen?
Noch bin ich unsicher, wie ich die Ankündigung von Trade Republic bewerten soll. Ich finde das Angebot einerseits super attraktiv, auf der anderen Seite bin ich skeptisch, was nun aus meinem Lieblingsbroker wird.
Und am Ende fehlen dann doch noch viele Themen, damit Trade Republic zu meiner „Vollbank“ werden könnte (Kinderdepots, Gemeinschaftsdepots, Zugang zu verschiedenen Börsenplätzen, …).
Wie siehst du das?