OKR: Neujahrsvorsätze sind tot! – Lang leben die Vorsätze!
„Abnehmen!„, „Mit dem Rauchen aufhören!„, „Mehr Zeit mit der Familie!“ – Der Jahreswechsel startet bei vielen Menschen mit Vorsätzen für’s neue Jahr. Die allermeisten Vorsätze scheitern dann jedoch nach kurzer Zeit oder geraten nach kurzer Zeit in Vergessenheit.
Hand auf’s Herz: Hast du schon mal nach einem Jahr überprüft, welche Dinge du dir am 1.1. vorgenommen hast und was du davon in die Tat umsetzen konntest?
Genau da liegt nach meiner – auch eigenen – Erfahrung der Knackpunkt: Die Ziele am 1.1. sind hochgesteckt. Aber das Dranbleiben und Hinterfragen eines möglichen Scheiterns bleibt dann liegen.
Das liegt per se nicht an den Zielen.
Abzunehmen oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen etwa, sind ja absolut sinnvoll. Aber sie werden häufig nicht quantifiziert. Was genau bedeutet denn „mehr Zeit“? Oder wie viel weniger ist denn „abnehmen“?
Ich habe daher schon im letzten Jahr angefangen, nicht mehr von Neujahrsvorsätzen zu sprechen, sondern von Objectives.
OKR: Ziele messbar machen
Die Idee dieser Objectives bzw. der zugehörigen OKR-Methode (OKR = „Objectives and Key Results„):
Wenn du dir etwas (Großes) vornimmst (das Objective), dann zerlege diese Ziele in kleine(re) und messbare Teilziele (die Key Results). Diese Teilziele sollten innerhalb einer bestimmten Zeit auch realistisch erfüllbar sein.
Das Wichtigste: Du überprüfst in regelmäßigem Abstand den Zielerreichungsgrad und bewertest, ob du mit den Teilzielen auf einem guten Weg bist.
Um für die Zukunft zu lernen, dokumentierst du den Fortschritt und auch mögliche Gründe eines Scheiterns.
So kannst du beim nächsten Durchlauf deine Ziele realistischer Stecken.
OKR Beispiel: „Millionär werden“
Millionär*in zu werden. – Das ist für viele Menschen noch immer ein finanzielles Ziel.
An diesem fiktiven Beispiel will ich einmal verdeutlichen, wie man die OKRs exemplarisch formulieren könnte.
Objectives und Key Results formulieren
Gute Objectives und zugehörige Key Results zu formulieren, bedarf etwas Übung.
Ganz wesentlich gilt aber:
- Objectives beantworten immer die Frage „Was will ich erreichen?“
Sie sollten daher leicht verständlich und inspirierend sein. - Key Results sollen beantworten „Woran erkenne ich, dass das Ziel erreicht wurde?“
Key Results müssen also vor allem eindeutig messbar und ergebnisorientiert sein. Es empfiehlt sich, die Key Results nach der SMART-Methode zu formulieren.
In dem Beispiel könnte das Objective also stumpf „Ich möchte mindestens 1 Million Euro Vermögen besitzen“ lauten.
Etwas komplexer sind nun die zugehörigen Key Results. Du musst dir die Frage stellen, wie du zu diesem Ziel kommst. Dabei kann dir die SMART-Methode helfen, in dem du Teilziele formulierst, die:
- Specific (spezifisch) sind:
Das Key Result zahlt eindeutig auf das Objective ein. - Measurable (messbar) sind:
Das Key Result ist messbar. - Achievable (erreichbar bzw. attraktiv) sind:
Das Key Result ist auch überhaupt erreichbar. - Realistic (realistisch) sind:
Das Key Result ist realistisch formuliert, du kannst die Umsetzung auch schaffen. - Time-bound (terminiert) sind:
Das Key Result kann innerhalb einer bestimmten Frist erreicht werden und diese Frist ist auch überschaubar.
Mit diesen 5 Kriterien kannst du leicht überprüfen, ob deine Key Results auch wirklich sinnvoll sind.
Um beim Beispiel zur Million zu bleiben:
- Du willst über 20 Jahre monatlich 4.200 € zur Seite legen?
❌ Vergiss es: Die zeitliche Frist sollte realistisch sein. - Du willst mehr Einkommen generieren?
❌ Vergiss es: Das Key Result muss richtig messbar sein. „Mehr“ ist es nicht wirklich. - Du willst deine Sparrate bis Ende des Jahres um 20% erhöhen?
✅ Perfekt: Das klingt realistisch und erreichbar, hat eine überschaubare Frist, ist messbar und eine Verringerung der Ausgaben zahlt immer auf das Ziel eines größeren Vermögens ein.
Manchmal kann es hilfreich sein, die verschiedenen Key Results noch zu kategorisieren. In diesem Fall könnte das zum Beispiel sein:
- Einkommen erhöhen
- Kosten verringern
- Rendite erhöhen
Konkrete OKRs
Konkret könnte das OKR „Millionär werden“ also so aussehen:
Objective | ||
Ich möchte mindestens 1 Million Euro Vermögen besitzen | ||
Key Results | ||
Einnahmen erhöhen | Ausgaben verringern | Rendite erhöhen |
1. Durch Neuverhandlung bis Ende des Jahres Einkommen netto um min. 10% erhöhen 2. … | 1. Monatliche Kosten bis Ende des Quartals um 10% verringern 2. … | 1. Bis Ende des Quartals 80% des verfügbaren Tagesgeld-Kapitals in renditestärkere Investitionen umschichten 2. … |
Spätestens dann wirst du möglicherweise feststellen, dass es sich auch lohnt, das Objective nicht „zu groß“ zu gestalten, wenn du es wirklich zeitnah realisieren willst.
Tools, die dich bei der OKR Methode unterstützen können
Die OKR Methode ist schon seit vielen Jahren bekannt und bahnt sich in letzter Zeit auch immer ihren Weg in die breite Öffentlichkeit. Insofern gibt es eine Reihe von Tools, Software und Vorlagen, die dich beim Umsetzen deiner OKRs unterstützen.
Ich nutze zur Dokumentation meiner OKRs nichts Besonderes, sondern ein schnödes OKR-Template für Google Spreadsheet, das auf der Vorlage von mooncamp.com basiert.
Damit habe ich meine Objectives und Key Results stets im Blick, ein Dashboard visualisiert mir den Fortschritt und ich kann Erwähnenswertes dokumentieren.
Optisch gibt es bestimmt Software, die mehr Spaß macht. Für meine Zwecke reicht es vollkommen.
Falls du ein iPhone verwendest und die OKR Methode erstmalig ausprobieren willst, empfehle ich dir dann allerdings doch eine App: OKR Tracking ist simpel und für den Start gut geeignet.
Papier & Stift
Für den Start reichen aber auch Papier und Zettel, du musst keine Software verwenden: Schreibe einfach dein Objective auf und deine messbaren (!) Key Results und hake, z. B. indem du Kästchenpapier verwendest, einfach wöchentlich den Fortschritt ab.
Etwas analoger, aber nicht minder erfolgversprechend!
Bilder von Isaac Smith