5x Leveraged ETFs: Große Chancen, große Risiken
Wenn du bereits etwas Erfahrung mit ETFs gesammelt hast und dich fragst, wie du dein Investment möglicherweise schneller wachsen lassen könntest, bist du vielleicht auf Leveraged ETFs (oder Hebel-ETFs) gestoßen. In diesem Artikel möchte ich dir erklären, was es mit diesen speziellen ETFs auf sich hat, welche Chancen sie bieten und warum sie auch ein erhebliches Risiko darstellen können.
Alles, was du wissen musst
Was sind Leveraged ETFs?
Ein Leveraged ETF ist ein börsengehandelter Fonds (ETF), der darauf abzielt, die tägliche Rendite eines zugrunde liegenden Index, wie beispielsweise des S&P 500, zu multiplizieren. Das bedeutet, wenn der Index um 1 % steigt, könnte ein Leveraged ETF um 2 % oder sogar 3 % steigen. Dies wird durch die sogenannte „Hebelwirkung“ erreicht, die im Grunde genommen den Einsatz von geliehenem Geld oder Derivaten beinhaltet, um die Gewinne (aber auch Verluste) zu vervielfachen.
Im Gegensatz zu traditionellen ETFs, die einfach einen Index abbilden und versuchen, die Performance dieses Index möglichst genau nachzubilden, versuchen Leveraged ETFs, das Ergebnis dieses Index zu vervielfachen – typischerweise das Doppelte oder Dreifache der täglichen Rendite.
Weitere Informationen zur Funktionsweise von Leveraged ETFs findest du in diesem Artikel der SEC (U.S. Securities and Exchange Commission).
Wie funktioniert die Hebelwirkung?
Die Hebelwirkung, auch „Leverage“ genannt, ist das Herzstück eines Leveraged ETF. Stell dir vor, du hast 100 Euro investiert. Ein normaler ETF, der den S&P 500 abbildet, könnte dir, wenn der Index an einem Tag um 1 % steigt, eine Rendite von 1 Euro bringen, also insgesamt 101 Euro.
Ein 2-fach gehebelter ETF hingegen würde dir, wenn der Index ebenfalls um 1 % steigt, eine Rendite von 2 % einbringen. Deine 100 Euro wären also 102 Euro wert. Ein 3-fach gehebelter ETF würde dir sogar 3 % Rendite bescheren, also einen Gesamtwert von 103 Euro.
Chancen: Wie kann ich von Leveraged ETFs profitieren?
Leveraged ETFs bieten eine verlockende Möglichkeit, in kurzer Zeit hohe Gewinne zu erzielen. Wenn du an steigende Märkte glaubst und der Meinung bist, dass ein bestimmter Index kurzfristig zulegen wird, könnte ein Leveraged ETF eine spannende Option sein. Hier sind einige der Chancen, die sie bieten:
- Schnellerer Vermögensaufbau: Aufgrund der Hebelwirkung kannst du in kurzer Zeit deutlich höhere Renditen erzielen, als dies mit einem traditionellen ETF möglich wäre.
- Gezielte Spekulation: Leveraged ETFs eignen sich gut für kurzfristige Marktbewegungen. Wenn du beispielsweise erwartest, dass ein Index am nächsten Tag oder in der nächsten Woche stark ansteigt, kannst du mit einem Leveraged ETF überproportional profitieren.
- Effiziente Kapitalnutzung: Durch die Hebelwirkung kannst du eine größere Position am Markt einnehmen, ohne dass du entsprechend mehr Kapital einsetzen musst.
Risiken: Wo liegen die Gefahren bei Leveraged ETFs?
So spannend diese Produkte auch klingen mögen, es ist wichtig zu verstehen, dass Leveraged ETFs mit erheblichen Risiken verbunden sind. Diese sollten nicht unterschätzt werden, vor allem nicht von Einsteigern. Hier sind einige der wichtigsten Risiken:
- Verluste multiplizieren sich ebenfalls: Während Gewinne sich vervielfachen können, gilt das Gleiche auch für Verluste. Wenn der zugrunde liegende Index um 1 % fällt, würde ein 2-fach gehebelter ETF um 2 % fallen, und ein 3-fach gehebelter ETF um 3 %. In einem fallenden Markt kann dies schnell zu erheblichen Verlusten führen.
- Zeitverfall: Leveraged ETFs sind darauf ausgelegt, die tägliche Performance eines Index zu vervielfachen. Das bedeutet, dass sie nicht unbedingt langfristig die gewünschte Wirkung erzielen. Über längere Zeiträume kann es zu einem sogenannten „Zeitverfall“ kommen, bei dem die kumulierte Rendite des ETFs von der des zugrunde liegenden Index abweicht. Selbst wenn der Index über mehrere Tage oder Wochen insgesamt steigt, kann der Leveraged ETF aufgrund täglicher Schwankungen trotzdem Verluste erleiden.
- Komplexität und Kosten: Leveraged ETFs sind komplizierter als traditionelle ETFs. Sie erfordern ein gutes Verständnis der Marktmechanismen und der Hebelwirkung. Darüber hinaus haben sie oft höhere Verwaltungskosten (TER) und Gebühren, was die langfristige Rendite schmälert.
Ein einfaches Beispiel zur Verdeutlichung
Um dir zu zeigen, wie die Hebelwirkung in der Praxis funktioniert, schauen wir uns ein einfaches Beispiel an:
Stell dir vor, der S&P 500 steht heute bei 1000 Punkten. Du investierst in einen 2-fach gehebelten ETF, der darauf abzielt, die tägliche Rendite des Index zu verdoppeln.
- Tag 1: Der Index steigt um 1 % auf 1010 Punkte. Dein 2-fach gehebelter ETF steigt um 2 %.
- Wert deines Investments: 102 Euro (bei einem Einsatz von 100 Euro).
- Tag 2: Der Index fällt um 2 % auf 989,8 Punkte. Dein 2-fach gehebelter ETF fällt um 4 %.
- Wert deines Investments: 97,92 Euro.
Obwohl der Index in diesen zwei Tagen insgesamt um 1,02 % gefallen ist (von 1000 auf 989,8 Punkte), ist dein Verlust höher. Dein ETF ist um 2,08 % gefallen (von 100 auf 97,92 Euro). Das zeigt, wie sich Verluste durch die Hebelwirkung verstärken können.
Wann sind Leveraged ETFs sinnvoll?
Aufgrund der hohen Risiken und der täglichen Neujustierung der Hebelwirkung eignen sich Leveraged ETFs vor allem für kurzfristige Handelsstrategien. Wenn du beispielsweise sicher bist, dass der Markt in den nächsten Tagen oder Wochen in eine bestimmte Richtung geht, können diese ETFs eine Möglichkeit sein, von dieser Bewegung überproportional zu profitieren.
Für langfristige Investments sind Leveraged ETFs hingegen weniger geeignet. Aufgrund des Zeitverfalls und der kumulierten Volatilität über längere Zeiträume hinweg kann es dazu kommen, dass deine Rendite geringer ausfällt als die des zugrunde liegenden Index – oder du sogar Verluste erleidest, obwohl der Index insgesamt gestiegen ist.
Worauf du achten solltest
Wenn du dich entschließt, Leveraged ETFs auszuprobieren, gibt es einige wichtige Punkte, die du beachten solltest:
- Informiere dich gründlich: Bevor du investierst, solltest du dich intensiv mit dem Produkt beschäftigen. Verstehe, wie der ETF funktioniert, welche Hebelwirkung er nutzt und welche Risiken damit verbunden sind.
- Begrenze dein Risiko: Leveraged ETFs sollten nur einen kleinen Teil deines Gesamtportfolios ausmachen. Verwende sie nicht als alleinige Investition, sondern als spekulative Ergänzung zu einem breiter aufgestellten Portfolio.
- Nutze Stop-Loss-Orders: Diese können helfen, Verluste zu begrenzen, indem deine Position automatisch verkauft wird, wenn sie einen bestimmten Wert unterschreitet.
- Behalte die Märkte im Auge: Leveraged ETFs erfordern eine aktive Überwachung. Da sie auf kurzfristige Bewegungen ausgelegt sind, solltest du regelmäßig den Markt und deine Positionen überprüfen.
- Sei dir der Kosten bewusst: Die Gebühren und Kosten von Leveraged ETFs können höher sein als bei herkömmlichen ETFs. Achte darauf, diese zu berücksichtigen, wenn du deine potenziellen Renditen berechnest.
Fazit: Ist das was für dich?
Leveraged ETFs sind faszinierende Finanzinstrumente, die sowohl hohe Chancen als auch erhebliche Risiken bieten. Sie eignen sich vor allem für erfahrene Investoren, die bereit sind, kurzfristige Marktbewegungen zu nutzen und die damit verbundenen Risiken in Kauf zu nehmen.
Als Einsteiger solltest du jedoch Vorsicht walten lassen und dir bewusst sein, dass kein „schnelles Geld“ garantiert ist.
Bevor du investierst, solltest du sicherstellen, dass du die Funktionsweise und die Risiken dieser Produkte vollständig verstehst. Leveraged ETFs können eine interessante Ergänzung zu deinem Portfolio sein – aber nur, wenn du bereit bist, die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern.
Wenn du weiterhin Interesse an diesen Produkten hast, empfehle ich dir, mit kleinen Beträgen zu beginnen und deine Erfahrungen langsam zu sammeln. Langfristig könnten traditionelle ETFs eine sicherere Wahl sein, aber für kurzfristige Spekulationen bieten Leveraged ETFs definitiv spannende Möglichkeiten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Unterschied zwischen einem normalen ETF und einem Leveraged ETF?
Ein normaler ETF bildet die Performance eines zugrunde liegenden Index nach, zum Beispiel den S&P 500. Wenn der Index um 1 % steigt, steigt der ETF ebenfalls um 1 %. Ein Leveraged ETF hingegen nutzt Hebelwirkung, um die tägliche Performance des Index zu vervielfachen. Ein 2-fach gehebelter ETF würde bei einem Anstieg des Index um 1 % um 2 % steigen. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Hebelwirkung auch bei Verlusten wirkt, wodurch sich Verluste ebenfalls vervielfachen können.
Sind Leveraged ETFs für langfristige Anlagen geeignet?
Leveraged ETFs sind in der Regel nicht für langfristige Anlagen geeignet. Sie sind so konzipiert, dass sie die tägliche Performance eines Index vervielfachen, was bedeutet, dass sie bei längerfristiger Anlage aufgrund des „Zeitverfalls“ von der Performance des Index abweichen können. Diese Abweichung kann zu Verlusten führen, selbst wenn der zugrunde liegende Index insgesamt steigt.
Wie groß ist das Risiko, wenn ich in einen Leveraged ETF investiere?
Das Risiko bei Leveraged ETFs ist deutlich höher als bei herkömmlichen ETFs. Da Gewinne und Verluste durch die Hebelwirkung verstärkt werden, kann es zu schnellen und signifikanten Verlusten kommen.
Ein weiterer Risikofaktor ist der Zeitverfall, der dazu führt, dass die Wertentwicklung eines Leveraged ETFs über längere Zeiträume hinweg von der des zugrunde liegenden Index abweichen kann.
Wie viel Kapital sollte ich in Leveraged ETFs investieren?
Leveraged ETFs sollten nur einen kleinen Teil deines Gesamtportfolios ausmachen, da sie spekulative Instrumente mit hohem Risiko sind. Eine Faustregel könnte sein, nicht mehr als 5–10 % deines gesamten Anlagekapitals in Leveraged ETFs zu investieren, besonders wenn du Anfänger bist. Es ist ratsam, diesen Anteil nur dann zu erhöhen, wenn du ein gutes Verständnis für diese Produkte entwickelt hast und bereit bist, größere Risiken einzugehen.
Was bedeutet „Zeitverfall“ bei Leveraged ETFs und warum ist er problematisch?
Der Zeitverfall bezieht sich auf die Tendenz von Leveraged ETFs, über längere Zeiträume hinweg eine schlechtere Performance als der zugrunde liegende Index zu erzielen. Das liegt daran, dass die Hebelwirkung täglich neu berechnet wird, was bei volatilen Märkten zu kumulativen Verlusten führen kann, selbst wenn der Index insgesamt steigt. Dieses Phänomen macht Leveraged ETFs für langfristige Anlagen problematisch.
Gibt es eine maximale Haltedauer für Leveraged ETFs?
Es gibt keine festgelegte maximale Haltedauer, aber aufgrund der täglichen Neuausrichtung und des Zeitverfalls eignen sich Leveraged ETFs eher für kurzfristige Handelsstrategien, oft über Tage oder Wochen. Langfristiges Halten kann aufgrund der Risiken und der potenziellen Abweichungen von der Indexperformance zu erheblichen Verlusten führen. Es ist wichtig, die Position regelmäßig zu überwachen und klare Exit-Strategien zu haben.
Bild: Kevin Schneider auf Pixabay